Stress entsteht im Kopf – genauer gesagt, im Gehirn. Gedankenkonstrukte, die man als „innere Antreiber“ bezeichnet, treiben viele Menschen immer wieder in Stress und sind Ursachen für Erschöpfung, Frustration und Burnout. Glücklicherweise kann man etwas dagegen unternehmen – und was, das erfährst Du hier.
Was sind innere Antreiber?
Das Konzept der inneren Antreiber stammt von dem amerikanischen Psychologen Dr. Eric Berne (1910 – 1970, „Spiele der Erwachsenen“). Eric Berne fand heraus, dass viele Erwachsene sich noch – vereinfacht gesagt – wie Kinder verhalten, indem sie ursprüngliche elterliche Forderungen immer noch unbewusst zu einer Lebensmaxime erheben. Solche Forderungen sind zum Beispiel:
- Sei perfekt – mach keine Fehler!
- Mach mich stolz, am besten durch Leistungen!
- Sei artig – verhalte dich so, dass du bei allen beliebt bist!
- Mach schnell!
- Sei stark – lass dich bei keiner Schwäche erwischen!
So entstehen „Lebensskripte„, die eine Menge Dinge beim Erwachsenen beeinflussen – zum Beispiel sein Verhalten, sein Coping und seine Bewältigungsstrategien bei Herausforderungen, die Art und Weise, wie er sich und andere bewertet. Unsere leistungsorientierte Kultur fördert diese inneren Antreiber, weil sie im Einklang mit wichtigen Werten der Arbeitswelt stehen: Effizienz, Sorgfalt, Leistungsbereitschaft, hohes Arbeitstempo, Konkurrenz und Engagement. Doch wie immer entscheidet die Dosis, ob etwas ein Heilmittel oder ein Gift ist, eine Tugend oder eine Übertreibung.
Warum sind innere Antreiber gesundheitsschädlich?
Wer auf der Basis innerer Antreiber funktioniert, steht unter hohem Leistungsdruck. Was die inneren Antreiber so gefährlich macht ist, dass sie unrealistische Forderungen darstellen: Niemand ist perfekt, Leistung ist nicht alles, man kann niemals bei allen Menschen beliebt sein, Tempo ist nicht immer und überall gefragt, und jeder hat schwache Momente oder schwierige Lebensphasen oder macht Fehler.
Man kann den inneren Antreibern, die als absolute Forderungen auftreten, gar nicht gerecht werden. Wer trotzdem an ihnen festhält – bewusst oder unbewusst – überfordert sich, erlebt vorprogrammierte Enttäuschungen und Frustration und verliert die eigenen Leistungsgrenzen und Erholungsbedürfnisse aus dem Blick. So wird man schnell in eine Überforderungsspirale getrieben, die an den eigenen Fähigkeiten und Bewältigungsstrategien, am Selbstwert und an der eigenen Kompetenz zweifeln lässt. Das fördert nicht nur psychische Probleme wie sozialen Rückzug, innere Kündigung oder Depression, sondern auch körperliche Erkrankungen wie Herz- und Kreislauferkrankungen, Erschöpfung, Kopf- und Rückenschmerzen, Verdauungs- und Zyklusstörungen und Burnout.
Was tun gegen innere Antreiber?
Da innere Antreiber oft tief in uns verwurzelt sind, hilft nur ein Umlernen. Dies geschieht durch kognitives Stressmanagement (kognitiv = auf das Denken bezogen). Dabei geht es darum, die inneren Antreiber durch konstruktivere Ideen zu ersetzen. So trainieren zum Beispiel Perfektionisten, den Gedanken umzusetzen „Ich muss nicht immer perfekt sein – gut reicht meistens vollkommen aus“, und wer bei allen beliebt sein möchte, kann üben, Nein zu sagen und so die eigenen Grenzen besser zu schützen, zum Beispiel wenn Kollegen Arbeit delegieren möchten.
Hektiker können sich eine langsamere Gangart angewöhnen, die sie weniger beansprucht (Stichwort: Entschleunigen oder Achtsamkeitstraining), und allzu leistungsorientierte Menschen können – zum Beispiel durch ein Entspannungsverfahren wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder Meditation – wieder lernen, wie schön und befriedigend es ist, einmal rein gar nichts leisten zu müssen und sich so wichtige Freiräume für Regeneration und Genuss zurückzuerobern.
Für jeden Antreiber gibt es auch eine Strategie, um ihn zu „entschärfen“. Das setzt freilich ein bisschen Arbeit an sich selbst voraus, doch es lohnt sich: Sich von seinen inneren Antreibern zu verabschieden, bringt ein erhebliches Plus an Lebensqualität und handfeste Vorteile für die Gesundheit.